Die meisten Brücken des Autobahnnetzes wurden zwischen 1960 und 1980 erbaut. Mit einem Alter von 30 bis 50 Jahren haben diese Brücken bereits einen großen Teil ihrer geplanten Nutzungszeit erfüllt. Die Brücken wurden für eine Tragkapazität ausgelegt, die den seinerzeitigen Vorstellungen von schwerem LKW-Verkehr entsprach. Auf Grund der ungebremsten Zunahme des Güterverkehrs sowie der angewachsenen Anzahl an Schwertransporten sind diese Reserven weitgehend aufgebraucht. Neuere Prognosen lassen einen weiteren Anstieg im Güterverkehr erwarten.
Die Kombination aus höherer Belastung und dem aus heutiger Sicht überholten technischen Standard, nach dem die Bauwerke damals geplant und errichtet wurden, ist für viele Bauwerke kritisch. Nach den Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen hat sich herausgestellt, dass vor allem die langen Brücken unter den wachsenden Verkehrsmengen leiden. Das Bundesverkehrsministerium sah dringenden Handlungsbedarf.
In Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelte die BASt eine Richtlinie für die Nachrechnung von Brücken, nach denen die Bestandsbauwerke in angepasster Weise nach den neuesten technischen Standards nachgerechnet und hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit bundesweit einheitlich bewertet werden. Defizite sowohl in der Gebrauchstauglichkeit als auch in der Tragfähigkeit werden damit aufgedeckt und Möglichkeiten aufgezeigt, ob und wie sich die Defizite beheben lassen. Allen Beteiligten ist bewusst, dass es oftmals nicht bei reinen Verstärkungsmaßnahmen bleiben wird, sondern dass im Rahmen der wirtschaftlichen Abwägung vielfach auch Ersatzneubauten angegangen werden müssen. Damit wird klar, dass das neue Thema Brückenertüchtigung über reine Instandsetzungen hinausgeht und das zentrale Ziel verfolgt, unser Straßennetz zukunftsfähig herzurichten. Nordrhein-Westfalen ist aufgrund des hohen Schwerverkehrsaufkommens und der Altersstruktur seiner Autobahnen und Bundesstraßen das mit Abstand am stärksten betroffene Bundesland.