Eine der großen methodischen Fragestellungen in der Verkehrsplanung ist die Kenntnis der Quelle-Ziel-Beziehungen der Verkehrsteilnehmer. Empirisch können entweder nur kleine Gebiete über Kennzeichenerfassung oder Stichproben über Befragungen erhoben werden. Modellgestützte Ansätze hängen stark von der Validierung und Kalibrierung des zugrunde liegenden mathematischen Modells ab. Mit der Verbreitung von Mobiltelefonen hinterlässt jeder Reisende – unabhängig davon ob er telefoniert oder nicht – eine Spur von Orten, an denen er sich aufgehalten hat. Die Genauigkeit ist zwar nicht mit GPS-Trackern zu vergleichen, aber dennoch ausreichend, um ein ungefähres Bild über Bewegungsströme von Personen zu erhalten.
In Österreich existiert ein flächendeckender Datensatz anonymisierter Mobilfunkdaten. Aufgrund der Ungenauigkeit der örtlichen Lokalisierung und dem Weglassen der Telefonnummern ist eine Personenzuordnung unmöglich, wie in einem Forschungsprojekt von Juristen bestätigt wurde. Entgegen anderen Forschungsaktivitäten, die Mobilfunkdaten zur Bestimmung der aktuellen Verkehrslage nutzen wollen, entwickelt die TU Graz gemeinsam mit dem Know Center eine Software zur Bestimmung von Quelle-Ziel-Matrizen. In einem ersten Schritt werden die Mobilfunkdaten räumlich und zeitlich sortiert und gefiltert. Anschließend werden die Mobilfunkstandorte über die Mobilfunkzellen den verkehrsplanerisch relevanten Verkehrszellen unter Berücksichtigung der Topographie zugeordnet. Im Rahmen der Verkehrsmittelerkennung wird eine Folge von Standorten (Spur) entweder einem Schienenweg oder einer Straßenverbindung zugeordnet. Falls die Telefone an Picozellen angemeldet sind, ist die Erkennung von Fußgängerströmen möglich, sonst zeigen die bisherigen Auswertungen nur eine gute Datenqualität bei Wegen über ca 2 km Streckenlänge im städtischen und 5 km im ländlichen Raum.
Prof. Dr.-Ing. Martin Fellendorf
Technische Universität Graz
Institut für Straßen- und Verkehrswesen