Am 17.06.2021 referierte Herr Dipl. Ing Henrik Sander, Geschäftsführer der Firma Orange Edge Hamburg zum Thema "Kluger Lärmschutz an Straßen: Integrierte Lösungsansätze"
Das Thema baulicher Lärmschutz an Straßen wird trotz zunehmender Elektrifizierungsquote und damit geringerer Lärmimmissionen des Kfz-Parks auf absehbare Zeit weiter aktuell bleiben, sofern dieser Prozess nicht durch entsprechende verschärfte Fahrzeugzulassungsregeln beschleunigt wird. Vsl. wird es jedoch eine öffentliche Aufgabe bleiben durch Lärmschutzmaßnahmen an Straßen und anderen Verkehrstrassen dafür zu sorgen, dass die EU-Schutzwerte sicher eingehalten werden und sich Straßen wieder besser in Stadträume integrieren können. Vielleicht ist das keine Entweder-oder-Entscheidung. Vielmehr müssen Planerinnen von heute lernen, an welchen Stellen sie auch weiterhin für zeitgemäßen Lärmschutz an Straßen sorgen können.
Lärmschutzeinrichtungen müssen ebenso wie andere Einrichtungen an Straßen sowohl aus der Sicht der Autofahrer (-innen), wie auch der Anwohner und der städtischen Planungsträger betrachtet werden.
Für die Autofahrer bedeutet eine monotone gleichförmige Gestaltung der baulichen Umgebung der Straße ein erhöhtes Ermüdungsrisiko, wodurch zugleich auch die Unfallgefahr steigt. Es gilt also die Aufmerksamkeit durch abwechslungsreiche Gestaltung zu steigern und zugleich auch wieder auf das Verkehrsgeschehen zu lenken, die Gestaltung darf nicht übertrieben sein.
Als erstes Beispiel nannte der Referent hier die Gestaltung der Lärmschutzwände an der A40 in Essen mit Zitaten aus der Radioreportage zum WM-Endspiel 1954. An Gefahrenstellen oder im Bereich von Anschlussstellen sollten Farbwahl und Motive auffälliger werden.
Zur Erleichterung der Orientierung können Lärmschutzeinrichtungen durch individuelle Gestaltung auch eine Adresse bilden.
Aus Sicht der Anwohner stand bisher der Wunsch im Vordergrund, von der Straße möglichst wenig bis gar nichts zu sehen oder zu hören. Die regelmäßige Begrünung von Lärmschutzwänden ist aus Sicht des Referenten jedoch nur „besser als gar nichts“.
Vielmehr könnten diese Anlagen auch für die Anwohnerschaft identitätsstiftend gestaltet werden, z.B. wenn sich Anwohner selbst an der Gestaltung beteiligen (Anlage eines Golfplatzes, Park- und Spielflächen Gartenhäuser als Lärmschutzbauten an der A 73 in NL).
Noch weitergehende Ansprüche können aus der Sicht des Stadtraums gestellt werden: Der Anbau prägender repräsentativer Bauten an oder auch über der Autobahn schafft einen attraktiven neuen „Stadtraum Autobahn“. Hierbei können auch schon vor dem Bau der Autobahn Gebäude mit einer solchen Doppelfunktion geplant werden. Auch Wohnnutzung ist nicht ausgeschlossen, sofern an eine entsprechende Ausrichtung der Funktionen in den Wohnungen gedacht wird („Wohnen am mittleren Ring“, München)
Die zum Vortrag gezeigten Präsentationsfolien finden Sie hier