Die Nachsorgeproblematik beim betrieblichen Mobilitätsmanagement

Am 20.10. referierte Herr Prof. Dr.-Ing. Christoph J. Menzel von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Salzgitter zum Thema

Die Nachsorgeproblematik beim betrieblichen Mobilitätsmanagement:

Erstmals wurde diese Vortragsveranstaltung in Hybridform abgehalten wobei im Hörsaal 20 und online 45 Personen teilnahmen.

Prof. Menzel stellte zunächst die durchaus umstrittene Einordnung des Mobilitätsmanagements in den Kontext der Verkehrswissenschaften dar, wobei die wesentliche Unterscheidung der Begriffe „Verkehr“ und „Mobilität“ zu beachten ist. Während der Verkehr als physikalischer Begriff anzusehen ist, beinhaltet „Mobilität“ mehr eine subjektive Seite individueller Verhaltensweisen, Hier setzt das Mobilitätsmanagement an und bemüht sich, die Entscheidungen in Richtung umweltfreundliches Verkehrsverhalten zu beeinflussen.

Hierbei sind die Schritte Analyse, Beratung, Niederschwellige Pull- Angebote und ergänzend Kampagnen und Events zu durchlaufen.

Im betrieblichen Mobilitätsmanagement (BMM) findet zunächst eine Analyse der örtlichen Gegebenheiten und der aktuellen Mitarbeitermobilitäten statt, anschließend werden die innerbetrieblichen Entscheidungsprozesse untersucht. Hierbei gilt es, die Stakeholder zu identifizieren und für das Projekt zu gewinnen. Schließlich erfolgt die Beratung der Mitarbeitenden, und es werden die bekannten Instrumente JobRad, innerbetriebliches JobTicket, Ridesharing - CarPooling, BikePooling, überbetriebliches JobTicket, Co-Working Spaces,  Home/Mobile Office usw. implementiert und auf die Bedürfnisse des Betriebs angepasst. Sofern ein Fuhrpark vorhanden ist, wird auch dieser in die Prüfung einbezogen.

Exemplarisch nannte der Referent hier Fahrplananpassungen des ÖPNV an die Arbeitszeiten und den Bau von Radabstellanlagen, Umkleideräumen und Duschen.

Für eine anschließende Wirkungsüberprüfung der getroffenen Maßnahmen, vor allem für eine Verstetigung dieser Überprüfungen gibt es bislang kaum Instrumente.

Aus der Sicht des beratenden Unternehmens ist es wichtig, zu seiner eigenen Arbeit ein Feedback zu erhalten, sowohl zu der eigenen Beratungstätigkeit als auch zu den implementierten Maßnahmen.

Im Betrieb selbst sind z.B. durch einen eigenen Mobilitätsmanager und ein wiederkehrendes Monitoring (etwa alle 3-5 Jahre) dauerhafte Strukturen zur Sicherung der Maßnahmen zu schaffen, wobei auch die Laufzeiten von erhaltenen Förderungen eine Rolle spielt.

Prof. Menzel gab anschließend eine Übersicht über die gegenwärtige recht unübersichtliche Förderlandschaft.

Auch auf kommunaler Ebene wird das Thema zunehmend aufgegriffen, wobei kommunale Mobilitätsmanager sich auch um das BMM der ortsansässigen Betriebe, vor allem aber auch im Touristikbereich kümmern.

Im internationalen Vergleich liegen Schweden, Großbritannien und die Niederlande im Vergleich zu dem hierzulande erreichten deutlich vorn. Wesentlicher Unterschied sind nicht nur die umfangreichere Förderkulissen, sondern auch die größere Verbindlichkeit, mit welcher BMM-Konzepte von den Betrieben verlangt werden. Ergänzend werden die Betriebe dort auch zu Überprüfungen und Wirkungsanalysen der getroffenen Maßnahmen verpflichtet. Dies geschieht in Deutschland bislang nur auf freiwilliger Basis.

Der Referent erklärte zum Abschluss, dass er derzeit die zunehmende Diskussion zur Mobilitätswende als Chance sehe, BMM als hier notwendigen und wertvollen Baustein zu etablieren.

Die zum Vortrag gezeigte Präsentation finden Sie hier: