Die Autobahn der Zukunft – Bau und Betrieb innovativ und nachhaltig gestalten

Am 28.04. referierte Herr Dipl. Ing. Dieter Reppenhorst, Leiter der Niederlassung Hamm der Autobahn GmbH des Bundes zum Thema

„Die Autobahn der Zukunft – Bau und Betrieb innovativ und nachhaltig gestalten“

13.000 Kilometer Autobahnnetz in Deutschland werden seit Januar 2021 von der Autobahn GmbH des Bundes verwaltet. Zu ihrer Gründung war eine Grundgesetz- Änderung des Art. 90 Abs. 2 GG mit einer 2/3- Mehrheit in Bundestag und Bundesrat notwendig. An 10 Niederlassungen und 280 Standorten sind insgesamt 15.000 MA`beschäftigt.

Für etwa ein Zehntel der Strecken trägt die Niederlassung Westfalen die Verantwortung, eine von zehn Niederlassungen bundesweit.  1.370 Autobahnkilometer vom Emsland über das dicht besiedelte Ruhrgebiet bis hinein ins nördliche Hessen müssen geplant, gebaut, erhalten und betrieben werden. Die Niederlassung Hamm ist mit 1.465 MA`- Stellen (noch nicht vollständig besetzt) nicht nur für wichtige europäische Transitstrecken verantwortlich, sondern auch für Pendlerstrecken in den Ballungsräumen des Ruhrgebiets oder beliebte Reiserouten nach Norden und Süden. Daher ist sie auch in Teilen von Niedersachsen (A31) und Hessen (A45) tätig. In ihrer Verwaltung stehen 2.330 Brücken und 11 Tunnel. Der jährliche Investitions-Etat liegt bei 500 Mio.€. Sie verfügt über Außenstellen in Bochum, Hagen, Osnabrück, Netphen und Dillenburg, wobei die beiden letztgenannten nur den Ausbau der A45 betreuen. Ansonsten unterhalten die Außenstellen Abteilungen fü Planung, Bau, Betrieb, Personal und Recht, sowie IT und Finanzen.

Die zweite NRW-Niederlassung befindet sich in Krefeld. 

Die Herausforderung dabei: Viele Strecken wurden in den 1960er/1970er Jahren geplant und gebaut. Erst ab dem Jahr 2.000 wurden Brücken mit Lastmodellen berechnet, die einen erhöhten Lkw-Anteil berücksichtigten. Die älteren Brücken geraten an jetzt ihr Nutzungsende, das durch eine enorme Zunahme des Güterverkehrs – an Menge und Gewicht – oft schneller kommt als ursprünglich angenommen. Bei einem Netzanteil von 17,1% für NRW wird dort ein Fahrtenanteil von  20% erbracht, bei steigenden Lkw-Anteilen und jährlich 100.000  Großraum- und Schwertransporten. Der äußere Zustand der Brücken wird laufend überprüft und mit einer Zustandsnote von 1-4 bewertet. Hinzu kommt der Traglastindex, ein Soll – Ist – Vergleich der Traglasten anhand von statischen Nachberechnungen.

 Die Autobahn GmbH verfolgt bei ihren Baumaßnahmen die Ziele, den Verkehrsfluss möglichst zu erhalten, die Kapazitäten der Straße vollständig auszulasten und möglichst schnell zu bauen. Ziel ist eine vollständige Verschwenkung aller Fahrspuren (4+0) zur optimalen Freihaltung des Baufeldes. Die Reihenfolge der Ersatzbaumaßnahmen richtet sich nach dem Zustand der Bauwerke und der Bedeutung der Strecke.

Die Sanierung muss unter „rollendem Rad“ passieren. Der Verkehr muss weiter fließen, selbst wenn eine einteilige Brücke abgerissen und neu gebaut werden muss. Das erfordert den Einsatz innovativer Technik wie zum Beispiel dem Verschub ganzer Bauwerke. Bei der Talbrücke Rinsdorf wird der gesamte Neubau incl. Pfeilern und Fundamenten komplett verschoben. Auch an anderer Stelle hat sich die Technik bewährt, das neue Bauwerk zunächst neben dem alten zu errichten und dann mit nur kurzen Sperrzeiten zu verschieben.

Für verbesserte Planung und abgestimmtes Baustellenmanagement werden digitale „Brückenzwillinge“ sowohl des Alt- wie auch des Ersatzbaus erstellt. Ziel ist eine Beschleunigung der Prozesse – von der Planung bis zum Bau.

Bei der Auftragsvergabe werden häufiger Funktionalverträge verwendet, bei denen dem ausführenden Unternehmen lediglich die wesentlichen Leistungs- und Qualitätsanforderungen des Bauwerks vorgegeben werden, die konkrete Art der Ausführung kann das Unternehmen dann frei wählen. Das Unternehmen übernimmt zugleich für 30 Jahre die Erhaltung- und Instandsetzung.

Bei der Wahl der Bauweisen spielen Umweltaspekt eine immer größere Rolle. So wird vermehrt Niedrig-Temperatur-Asphalt mit einer Temperatur von nur noch 110-130° gegenüber 140° bei normalem Asphalt aufgetragen. Die geringere Erhitzung reduziert das CO2 – Aufkommen. Aus den Niederlanden wurde die Methode der Diffraktion zur Lärmreduzierung übernommen. Durch Aufsetzen eines Zusatzelementes auf die Lärmschutzwand wird der Schall nach oben abgelenkt. Diese Maßnahme erbringt eine Reduzierung der Lärmimmission um 4-5 dB(A) und ist damit gleich wirksam wie eine Erhöhung der Lärmschutzwand um 2 m oder die Aufbringung von Flüsterasphalt.

Doch es geht in Zukunft auch darum, den Verkehr nachhaltig zu entwickeln. Die Niederlassung will darum auch Partner einer vernetzten Mobilität sein. Pendlerparkplätze mit Ladeboxen auch für Fahrräder oder ein einfacher Umstieg auf den ÖPNV können Lösungen sein. An den Tank- und Rastanlagen sind 200 E-Ladestationen geplant. Beim Bau selbst geht es um den Materialzyklus – eine hohe Recyclingquote sowie eine nachhaltige Baustellenlogistik stehen hier im Mittelpunkt. Und auch grüne Themen gehören zur Autobahn: Gewässerschutz, Biotopvernetzung oder der ökologische Umbau von Ausgleichsflächen.

Die zum Vortrag gezeigte Präsentation finden sie hier: