Zwei Tage nach dem thematisch vergleichbaren Vortrag von Herrn Thorsten Möginger bei der BV Rhein-Ruhr Westfalen referierte Herr Thomas Lämmer-Gamp vom DLR Projektträger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in einem gut besuchten Hybrid-Vortrag zum Thema:
„Autonomes Fahren, wie Forschung und Wirtschaftsförderung erfolgreich zusammenarbeiten, und warum Innovationen trotzdem scheitern können“
Zu Beginn erklärte Herr Lämmer-Gamp, dass er als Politik- und Sozialwissenschaftler das Thema von der gesellschaftswissenschaftlichen Seite betrachten würde.
Sein Arbeitgeber DLR Projektträger bedient mit rund 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 30 Standorten das breiteste Themenspektrum aller deutschen Projektträger. Das Tätigkeitsfeld reicht von Bildung und Chancengleichheit über Gesundheit, Gesellschaft, Innovation, Technologie, Umwelt und Nachhaltigkeit bis hin zu europäischer und internationaler Zusammenarbeit. Er berät in Förderangelegenheiten, erstellt Analysen, liefert strategische Beratungen zur Technologieentwicklung.
Diese soll zugleich auch zu Innovation und Wirtschaftswachstum beitragen.
Zuvor hatte der Referent für das Gemeinschaftsprojekt „Bergisch Smart Mobility“ https://www.bergischsmartmobility.de/ gearbeitet, welches von 2019 – 2022 erfolgreich gelaufen war.
Hier waren alle maßgebenden Akteure Industrie (Aptiv) die 3 Bergischen Städte, div. Fachbereiche der Universität, Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Neue Effizienz und WSW beteiligt. Der Erfolg des Projekts sicherte den Verbleib des Unternehmens am Standort und ermöglichte zusätzliche Arbeitsplätze bei den Projektbeteiligten.
Die Kernthese des Vortrags lautete, dass Forschung und Wirtschaftsförderung zusammen gedacht werden müssten. Die Schwerpunkte lägen bei Klimaresilienz und Digitalisierung. Anhand eines Beispiels aus Usbekistan legte er dar, dass Europa zwischenzeitlich die führende Stellung in der Welt weitgehend eingebüßt hätte.
Künstliche Intelligenz (KI) im Verkehrssektor bedeutet fahrzeugseitig eine umfassende Ausstattung mit Sensorik zur Wahrnehmung und Kommunikation mit der Umwelt. Ziel muss es sein, die Zahl der Steuerelemente zu reduzieren um auch entsprechend Fahrzeuggewicht einzusparen. Straßenseitig ist ebenfalls eine Ausstattung mit intelligenter Infrastruktur erforderlich https://smart.wuppertal.de/projekte/externe-projekte/smarte-ampeln.php
Allerdings gab es im Projekt „Bergisch Smart Mobility“ auch einen Rückschlag beim Einsatz von autonomen Lieferrobotern. Im Gegensatz zu Hamburg verlangte das NRW-Verkehrsministerium hier stets eine Begleitung durch eine Person, weil es die Roboter als reguläre Kraftfahrzeuge einstufte. Die Herstellerfirma verlor daher das Interesse an einer weiteren Tätigkeit in NRW.
Das On-Demand-System „Hol mich App“ der WSW ist dagegen weiterhin erfolgreich. Es wird über die Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt und um zusätzliche Fahrzeuge und Einsatzgebiete erweitert.
Dagegen können innovative Projekte häufig scheitern, wenn die öffentliche Hand notwendige Infrastruktur nicht oder nicht in der gewünschten Qualität bereitstellen kann. Für ein On-Demand-System mit autonom fahrenden Fahrzeugen ist sowohl die Technik als auch der rechtliche Rahmen mittlerweile in Deutschland vorhanden. Ein Betrieb mit dem Automatisierungsgrad Level 4 findet lediglich in einem festgelegten und genehmigten Betriebsbereich statt. Wenn On-Demand-Systeme als Ergänzung und Zubringer zum ÖPNV fungieren sollen, müssen sie vor allem in den Außenbezirken auch Nebenstraßen bedienen, die oftmals in einem so schlechten Zustand sind, dass sie nicht von autonomen Fahrzeugen befahren werden können. In Wuppertal wird zum bloßen Erhalt des Straßenzustands ein jährlicher Betrag von etwa 24 Mio.-€ benötigt, wovon im Haushalt lediglich etwa 20% veranschlagt werden, m.a.W. der Straßenzustand wird absehbar immer schlechter. Zugleich leidet die öffentliche Hand unter extremem Personalmangel sowohl bei der IT als auch im Verkehrs- und Planungswesen, weil es die finanzielle Not Gehälter auf dem Niveau der Privatwirtschaft zu zahlen.
Im Ergebnis besteht in Deutschland also kein Erkenntnis- sondern vielmehr ein Umsetzungsproblem.
Die Vortragsfolien finden Sie hier.
WEB-Seite: https://projekttraeger.dlr.de/de